Das social design lab der Hans Sauer Stiftung
Projekte und Veränderungsprozesse gut managen und die diversen Beteiligten aktivieren – darum geht es im social design lab. Es ist ein Laboratorium für soziale Gestaltungsprozesse und wurde von der Hans Sauer Stiftung, gefördert von der IKEA Stiftung, entwickelt. Die These: So können soziale Innovationen und ein positiver Beitrag zum gesellschaftlichen Wandel entstehen, der eine langfristige Wirkung hat. Wir wollen das genauer wissen und fragen bei der Hans Sauer Stiftung nach.
Social Design – worum geht’s?
Die Herangehensweise und die meisten Methoden des Social Designs kommen ursprünglich aus dem Design, daher die Namensgebung. Sie sind kreativ, iterativ, ergebnisoffen, bottom-up und folgen einem auf Teilhabe und Ermächtigung setzenden Ansatz. Unser social design lab arbeitet mit diesen Methoden, um gesellschaftliche Veränderungsprozesse anzuregen und neue Lösungen und Strukturen zu finden. Es bringt Forschung, Praxisakteure und die betroffenen Menschen zusammen – aus der Überzeugung heraus, dass solche Ansätze nicht nur die besseren Ergebnisse produzieren, sondern auch Ergebnisse, die robuster, resilienter und damit nachhaltiger sind.
Ein Beispiel, bitte.
Im bayerischen Markt Schwaben hat das social design lab den Neubau des Wertstoffhofs zum Anlass genommen, einen solchen gesellschaftlichen Prozess anzustoßen. Das Gelände rund um den neuen Wertstoffhof soll von den Menschen vor Ort aktiv mitgestaltet werden, so können die Ergebnisse und Neuerungen breit und nachhaltig getragen werden und wirklich ein Begegnungsort für die Bürgerinnen und Bürger entstehen. Themen rund um Klimaschutz und den Umgang mit Ressourcen werden hier mitgedacht und in Zusammenhang mit Bildungsangeboten und kommunalen Bedürfnissen gesetzt. Der Wertstoffhof wird zum Mehrwerthof, der nicht nur Stoffe entsorgt bzw. recyclet, sondern ganz systematisch auf Wiederverwendung, Weiterverwertung und Bürgerbeteiligung setzt. Mit etwas Weitblick gesprochen, könnte so ein zentraler Ort einer „Circular Society“ entstehen, in der zirkuläres Wirtschaften aktiv gelebt und in der Gesellschaft verankert wird, weil Dinge immer seltener entsorgt, sondern in den Kreislauf zurück geführt werden.
Wie kam es dazu, dass Sie mit dem social design lab hier aktiv wurden?
Die Marktgemeinde in Oberbayern wird den neuen Wertstoffhof von einem sozial-integrativen Projekt der Arbeiterwohlfahrt betreiben lassen und war außerdem offen und interessiert daran, noch weitere „Mehrwerte“ zu schaffen. Diese Grundvoraussetzungen fanden wir spannend, um herauszufinden, wie viel Innovationspotential in so einem Wertstoffhof steckt. In unserem Lab gehen wir dann so vor, dass wir nicht alles bis ins kleinste Detail durchplanen, sondern möglichst zügig in den Gestaltungsprozess starten und die ersten „Prototypen“ testen. Nur so kann man herausfinden, ob Ideen auf positive Resonanz stoßen und ein Prozess kann sich entwickeln.
Und wie entsteht dabei Partizipation und Bürgerbeteiligung?
Bereits in der ersten Recherche- und Ideenphase haben wir die verschiedenen Akteur*innen zusammengebracht und sie in einem Workshop dazu animiert, sich einzubringen und Ideen zu entwickeln, um in einen kreativen Prozess zu kommen. Der erste Prototyp war dann ein Reparaturtag, an dem wir in einem Gemeinschaftsprojekt zusammen mit den Markt Schwabener Bürger*innen alten Dingen neues Leben geschenkt haben anstatt sie zu entsorgen. Hieraus hat sich eine Bürgerinitiative ergeben, die nun regelmäßig Repair Cafés organisiert. Darüber hinaus haben wir mit einem Tauschkreis in der Region verschiedene Veranstaltungen zum Thema Wiederverwendung und Nachbarschaftshilfe gemacht, wie Kleidertauschpartys etc.. Außerdem kooperieren wir im Lab auch immer wieder mit Hochschulen und Universitäten. Architektur-Studierende der TU München haben beispielsweise Stadtmöbel aus Recyclingmaterial entworfen, die dann auf dem Rathausplatz in Markt Schwaben gebaut wurden. In einem nächsten Schritt wird es darum gehen, gemeinschaftlich die neuen Räumlichkeiten umzugestalten und einzurichten.
Wer kann beim social design lab mitmachen? Welche Projekte gibt es noch?
Auch das Lab an sich befindet sich in einem ergebnisoffenen Entwicklungsprozess und bietet noch viel Potential weiter zu wachsen, sich anzupassen und zu verändern. Wir freuen uns über Unterstützung bei diesem Experiment, Interesse mitzuwirken oder sich auszutauschen. Projekte, die an ähnlichen Themen arbeiten oder einen partizipativen Ansatz verfolgen, sind für uns interessant, so kann ein Netzwerk für Erfahrungsaustausch entstehen; aber auch Akteure, die sich dafür interessieren, solche Prozesse zu initiieren oder aber Teil davon zu werden. Das können neben Kommunen wie im Fall Markt Schwaben auch Wohlfahrtsverbände oder Organisationen aus dem gemeinnützigen Sektor sein. Unsere Projekte bewegen sich gegenwärtig in den Schwerpunktthemen Integration, Circular Society, Bildung und Stadtentwicklung.
Das hört sich toll an – weiterhin viel Erfolg!
Zur Interviewpartnerin
Die Interviewpartnerin Jenny Gallen ist Projektmanagerin bei der Hans Sauer Stiftung in München.
Linkliste
- Hans Sauer Stiftung: www.hanssauerstiftung.de
- IKEA Stiftung: www.ikeastiftung.de/gefoerderte-projekte/nachwuchsfoerderung/social-design-lab
- social design lab: socialdesign.de/ueber-das-lab
- Mehrwerthof: socialdesign.de/portfolio/mehrwerthof-markt-schwaben
- Integration: homenotshelter.com
- Bildung: schulemachtsich.de
- Stadtentwicklung: socialdesign.de/portfolio/social-lab-perspektive-muenchen
Kurzfilm Mehrwerthof
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