Krypto was?
Bitcoin und andere Kryptowährungen – einfach erklärt. Und für alle, die sich fragen, ob sie womöglich als Geldanlage für Stiftungen geeignet sind, eine klare Antwort.
Ein Beitrag von Frank Wieser
Newsletter Juli 2021 – Newsletter abonnieren
Rasante Kursbewegungen beim Bitcoin sind inzwischen keine Seltenheit mehr, und manche gemeinnützige Organisation fragt sich, ob sie nicht auch davon profitieren kann. Was aber ist Bitcoin, wie ist diese Währung entstanden und was hat sie mit bunten Miezekätzchen und dem Sonntagsbäcker zu tun?
Bitcoin sowie alle andere digitale Währungen wie Ripple oder Ethereum sind in allererster Linie virtuelles Geld. Es gibt keine Bitcoin-Geldscheine oder -münzen. Und die Abbildungen, die man dazu im Internet sieht? Reine Phantasie. Die digitalen Gelder sind unabhängig von Banken, Notenbanken oder Staaten und es gibt sie nur in einer begrenzten Menge. Ihre Kontrolle findet durch eine Vielzahl von dezentralen Computern bzw. durch digitale Netzwerke statt. Das macht Bitcoin und Co. für viele Anleger attraktiv. Wie eine „normale Notenbank“ mal die Zinsen zu erhöhen oder die Geldmenge auszuweiten, ist in der digitalen Währungswelt unmöglich. Manche Anleger schätzen das, weil sie das Gefühl haben, Notenbanken würden zusehends zur Staatsfinanzierung herangezogen und seien nicht mehr ganz unabhängig.
Von Pizzas und Kätzchen
2009 wurde erstmals die für Bitcoin notwendige Software im Internet veröffentlicht, und – den Gerüchten nach – wurde 2010 erstmals eine Pizzabestellung im Gegenwert von 30 Euro mit Bitcoins bezahlt. Der heutige Gegenwert der Pizza liegt angeblich bei rund 400 Mio. Euro.
Heute gibt es etwa 8.000 digitale Währungen, deren wichtigster Vertreter Bitcoin ist. Die für virtuelle Währungen notwendige Technik heißt Blockchain und hat schon so manche kuriose digitale Währung hervorgebracht. Seit 2017 gibt es beispielsweise die ‚CryptoKitties‘ – bunte virtuelle Katzen, deren Wert zwischenzeitlich auf 100.000 Euro pro Katze anstieg.
Brötchen gegen Bitcoin
Die Blockchain-Technologie muss man sich – sehr vereinfacht gesagt – wie den Kassenzettel beim Bäcker vorstellen. Wer am Sonntagmorgen Brötchen kauft, kennt lange Schlangen (Chain) vor dem Bäcker. Jeder Kunde kauft seine Ware und bekommt einen Kassenzettel auf dem die bestellten Brötchen und das gegebene Geld stehen (Block). Danach ist der nächste Kunde dran. Zufällig vorbeigehende Passanten sehen jede Transaktion und werden zu Zeugen eines jeden Geschäfts (dezentrales Netzwerk). Im Laufe des Tages entsteht eine lange Kette einzelner Transaktionen. Im Gegensatz zum Bäcker werden diese Transaktionen bei der Blockchain-Technologie aber verschlüsselt, anonym gespeichert und zu einer langen Perlenkette zusammengefügt. Aus vielen einzelnen Bezahlvorgängen wird so eine Kette von Transaktionen. Einmal abgespeichert entsteht eine Blockchain.
Eine Vielzahl unabhängiger Computer überwacht diese Abläufe, so dass Manipulationen kaum möglich sind. In einem solchen System werden Bargeld oder Banken nicht benötigt. Der Benutzer (in diesem Fall der Brötchenkäufer) benötigt lediglich einen digitalen Zugang über sein Handy und ein möglichst gut verschlüsseltes Passwort. Der Bäcker hat das gleiche System. Der Tausch ‚Brötchen gegen Bitcoin‘ erfolgt in einer logischen Sekunde. Das lästige Herausgeben von Münzen, der vorherige Gang zum Geldautomaten, ein Kassenautomat oder die Scheckkarte werden nicht benötigt. Selbst das Finanzamt ist zufrieden, denn jedes einzelne verkaufte Brötchen kann nachgewiesen werden – die Herausgabe lästiger Kassenbons entfällt.
Vor-und Nachteile
Was in der Theorie einfach aussieht und faszinierend ist, hat in der Praxis aber erhebliche Vor- und Nachteile.
Zu den Vorteilen zählen:
- Es handelt sich um ‚unabhängiges Geld‘. Investoren müssen keine Sorge haben, dass Notenbanken auf politischen Druck hin Schulden finanzieren.
- Durch dezentrale Computersysteme gibt es ein hohes Maß an Sicherheit.
- Transaktionen gehen schnell und einfach und sind ohne Banken möglich. Das macht z.B. Überweisungen in Länder mit einem unterentwickelten Bankensystem attraktiv.
Die Nachteile sind (aufgepasst – der wichtigste kommt am Schluss):
- Eine fehlende Kontrolle lockt Kriminelle an – Bitcoin ist die „Lieblingswährung“ von Erpressern.
- Eine begrenzte Menge bei immer weiter steigender Nachfrage führt zwangsläufig zu erheblichen Kursschwankungen.
- Hat man einmal sein Passwort vergessen ist das Geld weg.
- Trotz einer guten digitalen Infrastruktur gelingt es Hackern immer wieder, in Bitcoin-Börsen einzudringen und Geld zu überweisen. Durch die Anonymität ist das ein quasi risikoloses Geschäft.
- Das wichtigste Argument gegen Bitcoin und Co. aber ist der gigantische Energieverbrauch für riesige Serverlandschaften. Gemäß verschiedener Schätzungen benötigt Bitcoin einen jährlichen Energieverbrauch, der ganzen Ländern wie Schweiz, Niederlande oder Argentinien entspricht. Ein Energieverbrauch, der überwiegend durch fossile Brennstoffe gedeckt wird, denn die Serverfarmen stehen nicht in den modernen Industrieländern
Gänzlich ungeeignet
So spannend Kryptowährungen also sind und so chancenreich sie manchmal aussehen – für gemeinnützigen Organisationen sind sie derzeit als Anlage gänzlich ungeeignet. Langfristig kann sich das durchaus ändern. Da reden wir aber über Jahre und nicht Monate.
Außerdem: Wer möchte schon in Kryptowährungen investieren, deren Energieverbrauch kaum kontrollierbar ist und die gerne von Kriminellen genutzt werden? Fazit: Für gemeinnützige Organisationen gänzlich ungeeignet! Und übrigens: Zinsen gibt es auch nicht.
Autor
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Meldung verantwortete Frank Wieser als Geschäftsführer eine der größten privaten Vermögensverwaltungsgesellschaften Deutschlands, die zur Donner & Reuschel Gruppe gehört. Seit 1. Februar 2022 ist er Geschäftsführer und Leiter Finanzen im Haus des Stiftens.
Foto: Moxumbic, stock.adobe.com
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