Auswirkungen der US-Wahlen auf Anlageklassen und den US-Dollar
Stiftungsvermögen unter dem Einfluss der US-Wahl
Wir befinden uns in den letzten Zügen des „Superwahljahres“. Die größte Volkswirtschaft der Welt steht unmittelbar vor der entscheidenden Phase des Wahlkampfes und bereits seit einigen Monaten besonders im Fokus der Welt. Erst recht, nachdem sich im demokratischen Lager Präsident Joe Biden zurückgezogen und Platz für seine Vizepräsidentin Kamala Harris gemacht hat. Sie soll den von Donald Trump angeführten Republikanern die Stirn bieten.
Ein Fachbeitrag von Marc Lindenpütz
Stiftungs-News Juni 2024 – Newsletter abonnieren
In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen ersten Eindruck für mögliche Entwicklungen an den Kapitalmärkten und den US-Dollar geben. Eine detaillierte Ausführung erhalten Sie in unserer Kapitalmarktkonferenz am 29.10.24, um 10:00 Uhr mit Herrn Prof. Dr. Jan Viebig, CIO von ODDO BHF, zu der wir Sie hiermit herzlich einladen.
Seit jeher verunsichern politische Wahlen eine große Anzahl an Kapitalmarktteilnehmern. Sie fragen sich, welche Partei gewinnt und welche Vor- und Nachteile es für die eigenen Anlagen bringt: Soll oder muss ich meine Anlagestrategie ändern? Gibt es besondere Profiteure, wenn das politische Pegel in die eine oder andere Richtung schlägt? Lieber alle Investitionen verkaufen und abwarten? Wann ist der berühmte „richtige“ Zeitpunkt für jede Handlung?
Insbesondere bei der US-Wahl sollte vorab erwähnt werden, dass es nicht nur darauf ankommt, wer Präsident:in wird, sondern auch, wie sich der Kongress zusammensetzt. Dies hat maßgeblichen Einfluss auf Konjunkturmaßnahmen sowie Gesetze zur Steuererleichterung.
Wenn die Republikaner gewinnen …
Starten wir mit einem Beispiel: Donald Trump wird Präsident und auch der Kongress wird durch die Republikaner dominiert. Aufgrund der angekündigten Steuererleichterungen könnte es kurzfristigen Auftrieb für den Aktienmarkt geben, insgesamt höhere Renditen und auch einen stärkeren Dollar. Auf den ersten Blick sicherlich für Anleger nicht uninteressant. Auf den zweiten Blick könnte jedoch die viel umschriebene America-First-Politik aufgrund höherer Zölle und stärkere Beschränkung der Einwanderung zu weniger Wettbewerb, höheren Löhnen, steigenden Preisen führen und damit das Titelthema der letzten Jahre, die Inflation, wieder anheizen. Dies könnte wiederum mit steigenden Zinsen einhergehen, um die Inflation wieder einzudämmen, was sich wiederum negativ auf Wirtschaft, Arbeitsmarkt und den viel beschriebenen Wohlstand der Nation auswirken könnte.
Sie sehen bereits anhand dieses kurzen Szenarios, wie viele Aspekte mit wechselseitigen Beziehungen für eine hohe Komplexität im gesamten Sachverhalt sorgen können.
Nehmen wir an, dass Donald Trump Präsident wird, der Kongress jedoch gespalten ist und die Republikaner dort keinen klaren Sieg erzielen. Durch eben diese Konstellation könnten weitere Steuerreduzierungen beziehungsweise die Beibehaltung der bestehenden Reduzierungen deutlich erschwert werden. Präsident Trump könnte sich in diesem Falle noch deutlicher auf die Außenpolitik fokussieren und die bereits angedrohten Zölle gegen die EU und insbesondere China erhöhen. Ein stärkerer Dollar sowie steigende Anleiherenditen könnten auch hier mögliche Folgen sein.
Wenn die Demokraten gewinnen …
„Weiter wie bisher“ kann die Devise lauten, wenn das Präsidentschaftsamt von der demokratischen Partei besetzt wird. Insbesondere, wenn der Kongress weiterhin gespalten ist. Davon wird auszugehen sein, da die Demokraten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht den Senat erobern können. Dies spricht für den Status Quo und für das Szenario, das mit den geringsten Auswirkungen auf die Kapitalmärkte einzuschätzen sein dürfte.
Sollten es die Demokraten tatsächlich schaffen, sowohl den Kongress als auch das Präsidentschaftsamt in der anstehenden Wahl erobern, so wäre das als krasser Gegensatz zu den beiden Trump-Sieg-Szenarien nicht gleichbedeutend mit schlechten Zeiten für Anleger. Zwar würden sicherlich die Steuerreduzierungen nicht verlängert, oder nur für eine geringe Gruppe der amerikanischen Bevölkerung, jedoch ist auch bei den Demokraten mit einem gewissen Protektionismus zu rechnen, wie er die letzten Jahre bereits aufgebaut und auch im Wahlkampf angekündigt wurde. Dies könnte sich in einem gleichbleibenden oder leicht schwächeren Dollar widerspiegeln, der wiederum andere Vor- und Nachteile mit sich bringt. Diese näher zu erläutern würde die Grenzen des Newsletters sprengen.
Staatsverschuldung
Bei all den Überlegungen, wer die Präsidentschaft und die Mehrheit im Kongress erlangt, haben wir uns bisher noch gar nicht mit der Staatsverschuldung der USA beschäftigt. Egal, welches politische Lager nachher das Rennen macht, die Staatsverschuldung bleibt auf längere Sicht ein Thema. Insbesondere bei womöglich größer werdenden Staatsdefiziten und einem höheren Zinsniveau. Genauso wie die geopolitischen Spannungen, welche auch in den jüngsten Jahren das Schlagwort „Entdollarisierung“ hervorgebracht haben. Nicht zuletzt, da der US-Dollar als Weltreservewährung kritisch beäugt wurde, im Zuge des Einfrierens russischer Guthaben.
Fazit
Die in diesem Artikel nur angeschnittenen Szenarien und Überlegungen zeigen auf, wie komplex die wirtschaftlichen Entwicklungen mit den politischen Ereignissen verwoben sind. Es gibt eine Vielzahl möglicher Szenarien und Entwicklungen. Die Wahrscheinlichkeit, Erfolg damit zu haben, die gesamten Geldanlagen auf ein einziges Szenario auszurichten, ist sicherlich nicht hoch und kann durch kleine und große Abweichungen in den prognostizierten Entwicklungen zu unerfreulichen Ergebnissen führen.
Meiner Meinung nach hilft nur eines: Sich mit Ruhe und Geduld auf die eigene langfristige Strategie zu konzentrieren. Und die Risiken durch eine gute und breite Streuung über verschiedene Anlageklassen und Regionen reduzieren. Nicht umsonst gibt es den Spruch „politische Börsen haben kurze Beine.“ Während politische Ereignisse kurzfristig Auswirkungen haben können, sind es letztlich die grundlegenden wirtschaftlichen Faktoren wie Zinsen und Konjunkturzyklen, die langfristig die Richtung und das Verhalten der Finanzmärkte stärker bestimmen.
Ich schließe diesen Artikel, wie ich ihn begonnen habe – mit einer Einladung zur Kapitalmarktkonferenz. Für einen detaillierteren Blick auf den Kapitalmarkt nach der US-Wahl und darauf, welche Auswirkungen die Entwicklung auf Ihr Portfolio haben kann.
Kapitalmarktkonferenz 2024
Stiftungsvermögen unter dem Einfluss der US-Wahl – Was Verantwortliche auf dem Schirm haben sollten
Am Dienstag, 29. Oktober 2024, 10:00 – 11:00 Uhr (im Livestream)
Foto: Johannes, stock.adobe.com
Autor dieses Fachbeitrags
Marc Lindenpütz ist diplomierter Bankbetriebswirt. Er arbeitet seit 2024 als Projektmanager im Bereich Vermögen und Finanzen im Haus des Stiftens. Zuvor war er bei der Volksbank Oberberg tätig.
„Für den gemeinnützigen Sektor ist eine kluge Anlagestrategie entscheidend. Der Zinssicherung sowie der Planung von Liquidität und Fälligkeiten sollte neben der konsequenten Nutzung aller Anlageklassen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.“
Marc Lindenpütz
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