Deutscher StiftungsTag 2019: Unsere Demokratie
Ein Bericht von Helena Blickenberger und Gerit Reimann, Haus des Stiftens
Zwei vollkommen verschiedene Ansätze und Wege des Engagements
Mehr Transparenzverpflichtungen notwendig?
Tatsächlich gibt es für Stiftungen keine gesetzliche Mindestanforderungen für die öffentliche Bereitstellung wesentlicher Informationen, es bestehen lediglich Selbstverpflichtungen wie beispielsweise die ‚Initiative Transparente Zivilgesellschaft‘ und die ‚Grundsätze guter Stiftungspraxis‘. Die Stiftungen sind mit einer Vielfalt an Möglichkeiten zur Offenlegung und Transparenz konfrontiert – sich dort zurechtzufinden und die richtigen Transparenzverpflichtungen auszuwählen, ist nicht einfach. Ist die Schaffung eines einheitlichen Standards oder gar gesetzlicher Vorgaben vielleicht sinnvoll oder wird damit der Freiraum der Stiftungen beschnitten? Diese Themen wurden beleuchtet und diskutiert, generell wurde der Grundkonsens gefunden, dass eine Transparenzkultur die Verantwortung von Stiftungen gegenüber der Gesellschaft nur stärker machen kann.
Wie offen und demokratisch sind Stiftungen wirklich?
Die Stiftung ist aus traditioneller Sicht keine demokratische Institution, die Verantwortung über das Vermögen und die satzungsgemäße Tätigkeit liegen in den Händen einzelner Personen oder einzelner Gremien. Gerade in Zeiten von Big Philanthropy gilt es, diese Strukturen in Frage zu stellen. Wie stehen Stiftungen zu Fragen der Partizipation, Mitgestaltung und Mitbestimmung? Aber auch: wie können einzelne Stiftungen im Sinne von Philanthrocapitalism die Gesellschaft, die Politik und das Gemeinwesen in ihrem Sinne beeinflussen? Ist Big Philanthropy vielleicht auch mehr Teil des Problems als die Lösung des Problems? Werden dadurch Ungleichverteilungen gestärkt? Genau vor diesen Herausforderungen steht der gemeinnützige Sektor, diese Chancen gilt es zu nutzen. Denn heute ist so viel Vermögen wie noch nie vorhanden, soviel Vermögen in jungen Händen, aber auch so viel Vermögen in wenigen Händen.
Förderfonds für Demokratie
In allen Diskussionen wurde deutlich, dass Stiftungen – als starker Teil der Zivilgesellschaft – wichtige Akteure in der Förderung einer demokratischen Kultur und eines toleranten Miteinanders sind. Für Stiftungen, die sich genau für dieses Thema – der Ausgestaltung und Stärkung der Demokratie in Deutschlang einsetzen – wurde mit dem Deutschen StiftungsTag der Förderfonds für Demokratie ins Leben gerufen. Stiftungen können sich mit ihren Ideen und Initiativen für mehr Demokratie um eine einmalige Förderung von EUR 5000,- bewerben. www.foerderfonds-demokratie.de
Ehrung der Bürgerstiftungen
Abschließend verlieh der Bundesverband Deutscher Stiftungen den ca. 30.000 Bürgerstiftungen in Deutschland den Deutschen Stiftungspreis 2019, weil sie eine Möglichkeit bieten, dass jeder Bürger seinen Teil zur Demokratie und Gesellschaft beitragen kann – ganz nach der Idee ‚Jeder kann etwas ändern und sich engagieren‘. Dabei ist es nicht nur das finanzielle Engagement was Bürgerstiftungen ausmacht, sondern das individuelle Einbringen von Zeit, Ideen und eigenem Wirken in der eigenen Stadt oder Region. „Passend zum Thema ‚Unsere Demokratie‘ ist das Engagement vor Ort ein gelungenes Beispiel dafür, wie stifterisches Engagement und demokratische Mitbestimmung ineinandergreifen“, so Prof. Dr. Joachim Rogall, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Die Bürgerstiftungen tragen wesentlich zu einer Steigerung der Dialogkultur bei, indem sie die Anliegen der Bürgerschaft vertreten – eine Grundlage unserer Demokratie.
Foto: David Ausserhofer | Bundesverband Deutscher Stiftungen
Das Haus des Stiftens war beim Deutschen StiftungsTag durch Gerit Reimann, Helena Blickenberger und Philipp Hof vertreten.
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