Interview: Kompetenzbasiertes Volunteering bei Disney
The Walt Disney Company engagiert sich weltweit für gesellschaftliche Themen. Der Konzern rangiert regelmäßig auf den ersten Rängen des „Global CSR RepTrak“, einer jährlichen Erhebung, die Unternehmen nach ihrer CSR-Reputation analysiert. Neben kreativen und karitativen Projekten hat Disney bereits seit 36 Jahren ein Volunteering-Programm, bei dem sich die Mitarbeiter sowohl team- als auch kompetenzbasiert in ihren lokalen Gemeinden einbringen. Dabei werden Spielplätze gebaut, es wird gelesen, gekocht und vieles mehr. Aber nicht nur. Disney Mitarbeiter geben auch ihr Fachwissen an Non-Profit-Organisationen weiter, um sie bei der Weiterentwicklung zu unterstützen.
In 2020 beteiligte sich Disney erstmals an der ‚Social Academy‘ – einem eingeführten Weiterbildungs-Format für den gemeinnützigen Sektor, das Haus des Stiftens in diesem Jahr von Berlin auch nach München geholt und ganz in den digitalen Raum verlagert hat.

Über gesellschaftliche Verantwortung und das Engagement von Disney bei Weiterbildungsformaten für gemeinnützige Unternehmen spricht Astrid Piskora, Senior Manager Corporate Social Responsibility GSA bei The Walt Disney Company (Germany) GmbH, im Interview.
Die Anforderungen an Unternehmen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, steigen zunehmend. Welchen Bereich hat Disney denn in den vergangenen Jahren besonders im Fokus?
Astrid Piskora:
Verantwortliches Handeln, gemeinnützige Arbeit und Wohltätigkeit sind seit der Firmengründung 1923 integrale Bestandteile der Unternehmenskultur bei The Walt Disney Company. Die Corporate Social Responsibility (CSR)-Strategie hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz dabei ihren Fokus auf drei Bereiche: Engagement für kranke Kinder / Jugendliche, Bildungsförderung im Bereich der MINT-Fächer und Unterstützung sozial benachteiligter Kinder / Jugendlicher. So wird ebenfalls neben Sach- und Geldspenden bei nachhaltigen Projekten gemeinnützige Arbeit von unseren engagierten Mitarbeitern, den Disney VoluntEARS, geleistet. Im Bereich des Engagements kooperiert Disney mit Kinderkrankenhäusern, Kinder-Hospizen, Wunscherfüllungsorganisationen und Kinderhilfsorganisationen.
Unter der Leitlinie „Gemeinsam besondere Momente schenken“ möchten wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern dazu beitragen, die emotionale Resilienz von Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien zu stärken. Durch die Kraft unserer Geschichten und einzigartigen Charakteren hoffen wir, Kindern und Jugendlichen viele positive Erinnerungen zu schenken und sie so ihre oftmals schwierigen und belastenden Situationen für einige Zeit vergessen zu lassen.
Das Thema „Volunteering“ ist bei Disney tief in der Unternehmenskultur verwurzelt. In welchen Bereichen engagieren sich die Mitarbeiter in Deutschland?
Astrid Piskora:
Wir engagieren uns an den Standorten, an denen wir leben und arbeiten und möchten daher unser lokales Commitment im Rahmen unserer Tradition Gutes zu tun durch unser VoluntEARS-Programm mit dem Engagement unserer Mitarbeiter vertiefen. Die Projekte suchen wir zu unseren strategischen CSR-Ausrichtungen aus und passen diese adäquat an.
Bei unserem Krankenhausprogramm versuchen wir den Kindern besondere Momente zu schenken – in dem wir z.B. Kostümpartys in den Krankenhäusern veranstalten oder mit unserem Character ‚Micky Maus‘ zu den Kindern an die Betten gehen. In der Bildungsförderung haben wir zum Beispiel in 2020 ein Online-Mentoring-Programm mit benachteiligten Jugendlichen und unseren Mitarbeitern umgesetzt.
Wie bewerten Sie denn kompetenzbasiertes Volunteering – also die Weitergabe von Wissen an gemeinnützige Organisationen?
Astrid Piskora:
Das steckt meiner Meinung nach noch viel zu sehr in den Kinderschuhen. Natürlich möchte man immer direkt den Kindern und Jugendlichen helfen, aber man darf nie vergessen, dass es diesen Kindern nur so gut geht – und geholfen werden kann – wie die Organisation (NGO) aufgestellt ist und das auch leisten kann. Daher unterstützen wir bereits seit Jahren einige unserer Partnerorganisationen mit Expertenwissen oder mit unserem eigenen beruflichen Know-how – wie im Rahmen der International Woman Week. Hier haben wir explizit Gründerinnen oder Geschäftsführerinnen unterschiedlicher NGOs ein Coaching ermöglicht. Genauso konnten wir einigen NGOs die Hürde bei den sozialen Medien nehmen und sie dadurch bei der zukünftigen Ausrichtung der Organisation unterstützen.
Wie empfinden die Mitarbeiter dieses „skill-based“ Engagement? Gibt es Erfahrungen im Vergleich zum „Hands-on“-Volunteering?
Astrid Piskora:
Unseren Mitarbeitern macht diese Art sich zu engagieren sehr viel Spaß, da sie hier mal ihr Wissen weitergeben können und dies für die empfangenden NGOs so viel Veränderung und Motivation bedeutet. Mit anderen Worten – dass Helfen und Unterstützung so einfach gehen kann … nur wenn man teilt … und in diesem Fall das eigene Wissen.
In Zusammenarbeit mit der Haus des Stiftes gGmbH hat sich Disney an der Social Academy 2020 beteiligt – einem Online-Format zur Weiterbildung / Unterstützung des gemeinnützigen Sektors über Wissensvermittlung. Welche Vorteile hat dieses Format und wie bewerten Sie den Nutzen – auf beiden Seiten (Unternehmen – NPOs)?
Astrid Piskora:
Dieses Format ist meiner Meinung nach ein großer Gewinn für beide Seiten. Denn besonders die Online-Version ermöglicht wirklich Jedem/Jeder teilzunehmen – ob Volunteer oder NGO. Hier fallen viele Hürden weg – ob zeitlich, beim Aufwand oder auch bei der Hemmung. Sicherlich ist nicht jeder Mensch dafür gemacht, vor der Kamera frei zu sprechen und agieren – jedoch, wer sein Wissen teilen möchte, kann dies mit dem Format innerhalb von 60 Minuten machen und Hunderten helfen.
Wie passt die „Social Academy“ zu anderen CSR-Maßnahmen bei Disney?
Astrid Piskora:
Da wir uns in beiden Volunteer-Bereichen – „skill based“ oder „hands-on“ – schon immer engagiert haben, freuen wir uns sehr, mit diesem Format weitere skill based-Möglichkeiten zu erhalten und hoffentlich auch noch mehr Mitarbeiter dafür zu gewinnen (besonders in der zukünftigen digitalen Ausrichtung).
Nach den Erfahrungen aus 2020 – würde sich Disney denn auch in diesem Jahr an einer „Social Academy“ beteiligen?
Astrid Piskora:
Kurz und knapp: Unbedingt … am liebsten 2x im Jahr und schon dieses Jahr im Frühjahr und Herbst.
Wir bedanken uns für das Interview. Das Gespräch führte Antje Zelnitschek.
Astrid Piskora ist Senior Manager Corporate Social Responsibility GSA bei The Walt Disney Company (Germany) GmbH.
Astrid I. Piskora, Jahrgang 1973, lebt mit ihrem Mann und Sohn in München und arbeitet seit 15 Jahren für The Walt Disney Germany GmbH. Als eine der Ersten durfte sie die CSR-Landschaft im deutschsprachigen Raum mitgestalten und mit ihrem persönlichen Einsatz für das Gute und dem strategischen Wissen und Vermächtnis von Mr. Walt Disney immer wieder der Zeit und der Unternehmenskultur an die gesellschaftlichen Bedürfnisse anpassen. Sie ist Expertin für Corporate Social Responsibility mit Schwerpunkt auf Charitable Programs/Social Purpose, Community Engagement, Skills for Future, hands-on und skill-based Volunteering.
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