Digital-Report 2020
Non-Profits & IT
Verschenkte Potenziale bei gemeinnützigen Organisationen – das ist die Quintessenz des Digital-Reports 2020. Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie interaktiv aufbereitet auf unserem Self-Service-Portal. Dort gibt es außerdem den Report als PDF-Download. Infos und Meldungen rund um die Studie sind auf dieser Seite gebündelt.
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Wissenschaftliche Leitung:
Gefördert durch:
Der DIGITAL-REPORT 2020 ist die aktuell größte Erhebung in Deutschland zur Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor. Rund 5.000 Non-Profit-Organisationen (Vereine, Verbände, Stiftungen) gaben im November 2019 Auskunft zu ihrem digitalen Status quo. Unter anderem wurden die technische Ausstattung, IT-Kosten und -Investitionen sowie digitale Kompetenzen und Strategien abgefragt.
Ziele
Mit der Umfrage sollen empirisch belastbare Entwicklungen und Trends über den Digitalisierungsgrad in der Zivilgesellschaft in Deutschland sichtbar gemacht werden. Damit möchte der Digital-Report Denkanstöße und Impulse liefern – sowohl für den öffentlichen Diskurs wie auch für die interne Diskussion bei gemeinnützigen Organisationen. Denn nur, wenn der dritte Sektor beim Megatrend Digitalisierung gestaltungsfähig ist, kann er auch weiterhin der Gesellschaft dienen.
Self-Service-Portal
Die Ergebnisse der Erhebung wurden im ‚Digital-Report 2020: Non-Profits & IT‘ im Frühjahr 2020 veröffentlicht. Sie sind in einem Self-Service-Portal interaktiv aufbereitet und öffentlich zugänglich. Im Portal können Non-Profit-Organisationen zudem über einen Schnellcheck ihren digitalen Reifegrad ermitteln und sich mit Organisationen aus ihrer Region oder ganz Deutschland vergleichen. Außerdem gibt es den Digital-Report als PDF und als Print-Version.
Umfrage und Stichprobe
Die Studie zum Digital-Report 2020 wurde von August 2019 bis April 2020 durchgeführt und baut auf dem ‚IT-Report 2015 für Non-Profits‘ auf. Wie beim IT-Report 2015 wurden alle Organisationen, die beim IT-Portal von Haus des Stiftens registriert sind, um die Beantwortung eines Online-Fragebogens gebeten. Insgesamt füllten 4.595 Organisationen den Fragebogen vollständig aus. Außerdem wurde der Link zum Fragebogen über Social Media geteilt, um auch nicht registrierten Organisationen die Teilnahme zu ermöglichen. So konnten weitere 409 ausgefüllte Fragebögen generiert werden.
Beteiligte
Der Digital-Report 2020 wurde initiiert und herausgegeben von der Haus des Stiftens gGmbH (Projektträger). Haus des Stiftens ist Betreiber des IT-Portals Stifter-helfen, auf dem Non-Profits in Deutschland seit Oktober 2008 digitale Technologien als IT-Spende oder zu Sonderkondtionen erhalten. Gefördert wird der Digital-Report vom Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat. Die wissenschaftliche Leitung lag beim Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility der Universität Mannheim, die Konzeption und Entwicklung des Self-Service-Portals verantwortete CorrelAid e.V..
Die wichtigsten Erkenntnisse
1. Potenziale der Digitalisierung werden nicht ausgeschöpft
Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung werden von vielen Organisationen bislang nicht ausreichend genutzt. Die Ergebnisse zeigen dafür vier wesentliche Gründe:
Digitalisierung wird in 86% der sozialen Organisationen als Mittel der Arbeitserleichterung, d.h. der effizienteren und transparenteren Bewältigung von organisationsinternen Aufgaben verstanden. 63% setzen dafür bereits Cloud-Lösungen, überwiegend zum Teilen und Speichern von Daten ein, und 70% sehen hierfür ein großes bis sehr großes Potenzial für ihre Organisation. Immerhin 65% stehen dem Thema Datenschutz in diesem Kontext neutral bis positiv gegenüber. Demgegenüber stehen nur 47% an sozialen Organisationen, die in der Digitalisierung auch die Möglichkeit sehen, ihre soziale Wirkung zu steigern. Der Einsatz von digitalen Tools zum Online-Fundraising (11%), die Nutzung von Online-Spendenformularen (24%) oder die Anwendung von Befragungssoftware (15%) findet nur bei vergleichsweise wenigen Organisationen statt.
Einige wenige innovative Organisationen im dritten Sektor zeigen zudem bereits anschaulich, wie digitale Schlüsseltechnologien ihre Arbeit bereichern und die soziale Wirkung steigern können. Vom Einsatz künstlicher Intelligenz zur Bekämpfung des Bienensterbens über die Analyse großer Datenmengen zur Unterstützung des Fundraisings bis hin zur Anwendung von Virtual Reality zur Übung von Rettungseinsätzen oder der Erlebbarmachung von Fluchterfahrungen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig aber nahezu kaum bekannt. Das führt dazu, dass nur 2% der Organisationen angeben, ein Potenzial in diesen digitalen Schlüsseltechnologien zu erkennen.
Eine erfolgreiche digitale Transformation endet nicht bei der Übersetzung von Daten vom Analogen zum Digitalen, sondern erfordert zusätzliches Wissen, Kompetenzen und Strukturen, um eine Organisation in letzter Konsequenz „digital zu denken“. Dafür braucht es Investitionen. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass die IT-Budgets in ihrer Höhe allerdings bei 47% der NPOs stagnieren. Alarmierend ist aber vor allem, dass 76% der Organisationen nicht in Stellenanteile für IT-Personal sowie 54% nicht in IT-Schulungen für ihre Mitarbeiter investieren. Der Fokus liegt stattdessen auf der Aufrüstung von Hard- und Software, wobei Software relevanter geworden ist als Hardware. Das resultiert vor allem daraus, dass 62% Nachholbedarf bei ihrer digitalen Infrastruktur sehen.
Ein seit jeher bekanntes und chronisches Problem im dritten Sektor sind die oft knappen personellen und finanziellen Ressourcen, was im Falle der Digitalisierung wichtige Investitionen verhindert. Rund 60% sehen hier eine große bis sehr große Herausforderung. Des Weiteren geben rund die Hälfte an, die Erlangung der erforderlichen Kompetenzen als Hürden wahrzunehmen. Die Kombination aus der Problematik der Aufbringung der erforderlichen Ressourcen sowie der Erlangung von relevantem Wissen zeigt: Nur 14% des dritten Sektors sind dahingegen gut positioniert, um sich erfolgreich zu digitalisieren. Ein Thema, welches in vorherigen Studien tendenziell mäßige Relevanz hatte, nun aber die am häufigsten genannte Herausforderung ist, ist die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben (z.B. die DSGVO). Hier sind es 65% der Fälle, die darin eine große bis sehr große Hürde für ihre Organisation bei der Digitalisierung sehen.
2. Vertane Chancen für NPOs und Gesellschaft
Dadurch bleibt ein großes Potenzial für die Organisationen selbst, sowie auch für unsere Gesellschaft ungenutzt. Unsere Daten zeigen beispielsweise, dass digital reifere Organisationen ein größeres Spendenvolumen einwerben können als solche, die weniger digital sind.
3. Die Rolle des Dialogs mit Anspruchsgruppen
Diese positiven Zusammenhänge zwischen der Digitalisierung und dem Zugang zu Ressourcen (wie z.B. Spenden) treten umso deutlicher zutage, je mehr eine Organisation in Dialog mit den eigenen Anspruchsgruppen tritt. Organisationen, die besonders stakeholderorientiert handeln, verbindet besondere Merkmale, wie unsere Daten zeigen. So haben sie eine höhere digitale Reichweite (Follower), kommunizieren tendenziell über eine breitere Palette an Social Media-Kanälen (z.B. Twitter oder Instagram), legen den Fokus ihrer Kommunikation stärker auf ihre externen Anspruchsgruppen und gestalten diese zudem vermehrt interaktiv und als Dialog.
Kontakt Projektleiter
Haus des Stiftens gGmbH
Marcus Becker
Landshuter Allee 11
80637 München
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