Wie Unternehmen durch digitale Volunteering-Aktivitäten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können. Interview mit Linda Boeing und Elena Schleicher, Expertin für Unternehmensengagement bzw. Programm-Managerin.

Unternehmen, die sich sozial engagieren und zum Gemeinwohl beitragen möchten, finden im Haus des Stiftens einen kompetenten Partner, der sie in ihrem Engagement unterstützt. Konkret bei Geld-, Produkt- und Wissensspenden. Eine Art der Wissensspende, die Haus des Stiftens seit einigen Jahren erfolgreich umsetzt, ist das digitale Skills-based Volunteering.

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Was genau ist Skills-based Volunteering?

Linda: Unter Skills-based Volunteering versteht man das ehrenamtliche Engagement mit beruflichen Kernkompetenzen und fachlichem Know-how. Ein Beispiel: Eine Unternehmensmitarbeiterin spendet ihr Wissen im Bereich Marketing an einen Vertreter einer gemeinnützigen Organisation. Gemeinsam erstellen sie dann beispielsweise einen Marketingplan, klären Fragen oder diskutieren Ideen.

Elena: Skills-based Volunteering setzt dabei auf eine nachhaltige Wirkung: Das vermittelte Wissen ist im besten Fall auch nach dem Engagement nutzbar und die Non-Profit kann langfristig davon profitieren.

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Wie sieht Skills-based Volunteering ganz konkret im Haus des Stiftens aus?

Elena: Seit 2021 bietet Haus des Stiftens das digitale Format Online-Einzelcoachings an. Dabei handelt es sich um ein einmaliges Kurzzeitengagement, das online stattfindet und Non-Profits einen kostenlosen Zugang zu wichtiger Fachexpertise wie beispielsweise Projektmanagement, Marketing oder Recruiting ermöglicht.

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Wie läuft ein Online-Einzelcoaching ab?

Elena: Mitarbeitende aus Non-Profits melden sich über uns für ein Einzelcoaching ihrer Wahl an. Und auch die Freiwilligen aus Unternehmen, sogenannte Corporate Volunteers, melden sich für jene Einzelcoachings an, bei denen sie Fachexpertise mitbringen.
Das Online-Einzelcoaching dauert dann insgesamt eine Stunde, man kann es sich ein bisschen wie Speed Dating vorstellen: Zu Beginn treffen sich alle Teilnehmenden in einem Online-Meeting, nach der Begrüßung gehen je ein/e Unternehmensvertreter:in und ein/e Non-Profit-Vertreter:in in „Breakout-Rooms“. Die Zweier-Teams haben dann Zeit sich kennenzulernen, sich auszutauschen und gemeinsam Verbesserungspotentiale zu diskutieren sowie neue Ideen zu entwickeln.
Zum Abschluss werden zentrale Erkenntnisse in der Gruppe geteilt und eine kurze Feedbackrunde durchgeführt. Natürlich werden beide Zielgruppen nicht unvorbereitet in die Online-Situation geführt, sondern Volunteer wie Non-Profit-Vertreter:in werden im Vorfeld begleitet und auf die Situation vorbereitet.

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Welchen Mehrwert haben solche Kurzzeitengagements für Unternehmen?

Linda: Skills-based Volunteering kann die Arbeitszufriedenheit und die Bindung der Mitarbeitenden zum Unternehmen steigern. Es ist eine tolle Selbstwirksamkeitserfahrung, gestattet einen Perspektivwechsel und schafft Abwechslung im Berufsalltag. Die unmittelbare Wertschätzung, welche ihnen für die Unterstützung entgegengebracht wird, kann zu einer höheren Motivation führen. Gleichzeitig bilden sich die Mitarbeitenden auch selbst weiter, der Blick über den Tellerrand eröffnet neue Perspektiven für die eigene Arbeit und die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung wird gefördert. Und dabei ist der Aufwand sowohl für die Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen verhältnismäßig gering und die digitale Teilnahme vereinfacht das Engagement.

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Auf was können sich die Teilnehmenden eines Online-Einzelcoachings einstellen?

Linda: Auf eine Menge Spaß und neue Sichtweisen! Egal ob Corporate Volunteer oder Non-Profit-Vertreter:in – beide Parteien kommen inspiriert aus dem Gespräch. Denn die Gespräche zeigen, dass gemeinnützige Organisationen oftmals dieselben Probleme haben wie For-Profit-Unternehmen. Man begegnet sich auf Augenhöhe, kann voneinander lernen und kommt mit vielen neuen Ideen und Inspiration aus dem Online-Einzelcoaching.

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Ein Online-Einzelcoaching ist ja ein sehr kurzes Format – wie geht es danach weiter? Bleiben die Volunteers und Non-Profits in Kontakt?

Elena: Das stimmt, der offizielle Teil des Online-Einzelcoachings ist begrenzt auf eine Stunde. Aber ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie wertvoll diese eine Stunde schon sein kann und wie viel die Teilnehmenden für sich und ihre Arbeit mitnehmen! Nicht selten hören wir, dass wir ein „Perfect Match“ generiert haben. Neulich wurden wir sogar gefragt, ob unser Matching durch KI unterstützt wird. Das ist zwar nicht der Fall, aber es freut uns natürlich besonders, wenn das Matching so gut passt – auch zwischenmenschlich. Dann bleiben die Teilnehmenden nämlich oftmals auch noch über das Einzelcoaching hinaus in Kontakt.

Linda: Genau, unsere Umfragen haben gezeigt, dass viele der Teilnehmenden – nämlich 76 % – Kontaktdaten austauschen, um in Verbindung zu bleiben und sich bei Bedarf eigenverantwortlich erneut zu treffen.

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Was motiviert euch persönlich, was findet ihr an dem Format so toll?

Elena: Ich bin überzeugt davon, dass durch Diskurs und Austausch Tolles entstehen kann und ich bin so froh dazu beizutragen, Menschen miteinander in Verbindung zu bringen. Es ist einfach immer wieder ein toller Moment, wenn alle aus den Online-Einzelcoachings zurückkommen und man hört, wie bereichernd der Austausch war und welche Impulse mitgenommen werden – diese Energie im Raum spürt man trotz der digitalen Distanz.

Linda: Mit kompetenzbasiertem Engagement, wie wir es im Haus des Stiftens anbieten, schaffen wir Transparenz bei Unternehmensmitarbeitenden, welche herausragende Arbeit gemeinnützige Organisationen tagtäglich leisten und ermöglichen es ihnen, erste Erfahrungen im gemeinnützigen Sektor zu sammeln.
Zum anderen professionalisieren wir den Non-Profit-Sektor nachhaltig und langfristig. Unsere Online-Einzelcoachings bringen Menschen zusammen, die sonst vielleicht nie zusammengefunden hätten und ich bin davon überzeugt, dass dies unsere Zivilgesellschaft stärkt.

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Interesse geweckt?

Über Elena und Linda: