‚Agenda 2030‘ vereint Engagement
Fachartikel von Martin Block, Engagement Global
Auf welcher gemeinsamen Basis agieren die Stiftungen in Deutschland, die sich für so unterschiedliche Stiftungszwecke wie Bildung, Gesundheit, Verbraucherberatung, Naturschutz oder Völkerverständigung engagieren? Den kleinsten gemeinsamen Nenner stellt sicherlich die Abgabenordnung der etwas drögen deutschen Steuergesetzgebung dar. Seit 2015 stehen jedoch fast alle Engagement-Bereiche unter völlig neuen Vorzeichen: Weltweit gültig beschlossen die Vereinten Nationen, wie die Welt sich bis 2030 entwickeln soll, von den Entwicklungs- bis zu den Industrieländern. Alle 193 Staaten der Welt verabschiedeten die „Agenda 2030“ genannte umfassende Resolution. Sie beschreibt 17 Ziele, die die Menschheit sich setzt. Sie wollen zu nachhaltiger Gerechtigkeit, Wohlergehen und ökologischer Ausgewogenheit führen, ihre englische Abkürzung lautet „SDGs“ für Sustainable Development Goals, oder deutsch: Nachhaltigkeitsentwicklungsziele.
Alle Staaten der Erde, die gemeinnützig aktiven Organisationen der Zivilgesellschaft, die Wissenschaft und die Wirtschaft werden darin aufgerufen, alles zu unternehmen, um die Agenda 2030 umzusetzen. Der Wissenschaftler Prof. Dr. Dirk Messner vom renommierten Deutschen Institut für Entwicklungspolitik kann die SDGs nicht hoch genug bewerten: „Die Agenda 2030 steht auf derselben Stufe wie die Menschenrechte. Sie ist ein globaler Gesellschaftsvertrag, der lokales, nationales und globales Gemeinwohl verbindet – ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte.“
Sich bei den SDG verorten
Fast jede Stiftung und NPO kann mit ihrem Engagement Teil der neuen weltweiten SDG-Bewegung werden, denn nahezu alle sozialen, bildungsorientierten und ökologischen Engagementfelder (bzw. „Zwecke“ der deutschen Abgabenordnung) finden sich in den 17 Zielen der Vereinten Nationen wieder. Immer mehr zivilgesellschaftliche Organisationen beziehen sich in ihren Leitbildern und ihrem Selbstverständnis auf die SDG und verorten sich und ihre Beiträge zur Umsetzung der Agenda 2030 neu. Es wird klar: Unser Engagement steht in einem neuen Zusammenhang und Kontext globaler nachhaltiger Entwicklung.
Grundlegende Prinzipien der SDG
Universalität: Die Ziele gelten erstmalig für alle, für Entwicklungs-, Schwellen- und auch für Industrieländer wie Deutschland.
Niemanden zurücklassen (Leave No One Behind): Benachteiligte Bevölkerungsgruppen erreichen und Ungleichheit verringern.
Integrierter Ansatz: Positive und negative Wechselwirkungen zwischen den Zielen und den drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Soziales, Ökonomisches und Ökologisches) werden berücksichtigt
Gemeinsame Verantwortung: Politik/Staaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft setzen die Agenda gemeinsam um.
Rechenschaftspflicht: Die Umsetzung der Agenda wird auf nationaler, regionaler und globaler Ebene überprüft.
Die 17 Ziele im Einzelnen
- Armut in jeder Form und überall beenden
- Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
- Ein gesundes Leben für alle Menschen jedes Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
- Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
- Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
- Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
- Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern
- Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
- Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
- Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
- Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
- Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
- Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
- Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
- Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der Biodiversität ein Ende setzen
- Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
- Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
Zum Autor
Martin Block ist Abteilungsleiter der Fachstelle für entwicklungspolitische Beratung und Vernetzung – Mitmachzentrale bei Engagement Global
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