Zukunft gestalten: Ein Gespräch über die gemeinnützige Landschaft
Wir stehen vor großen sozialen und ökologischen Herausforderungen – und immer mehr Menschen fragen sich, wie wir diesen begegnen können. Im Interview mit Philipp Hof, Geschäftsführer und Gründer von Haus des Stiftens, sprechen wir über den Status Quo und die Zukunft der gemeinnützigen Landschaft und was es braucht, um gesellschaftliches Engagement nachhaltig zu stärken.
Philipp Hof
Geschäftsführer und Gründer von Haus des Stiftens
Wie würdest du den aktuellen Stand des Engagements für die Global Goals in Deutschland beschreiben?
Philipp Hof: Die Global Goals haben in den letzten Jahren leider eher an Bedeutung verloren als gewonnen. Andere Themen wie Inflation, Covid, politische Diskussionen sind viel stärker in den Vordergrund gerückt. Aber nur, weil die Ziele nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, mindert es nicht deren Bedeutung. Ich halte es daher weiterhin wichtig und richtig, an den Global Goals festzuhalten.
Welche Rolle spielen deiner Meinung nach Einzelpersonen, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?
Philipp Hof: Ich mache mir viele Gedanken über die Rolle des Einzelnen. Es ist verlockend zu sagen, dass es „doch egal ist, was ich als Einzelperson mache; die Entscheidungen liegen auf einer ganz anderen Ebene, die Großen müssen es richten.“ Aber letztlich haben wir nur die Möglichkeit zu sagen: „Ich tue etwas“. Ich entscheide mich dafür, bewusst den Fokus darauf zu legen, was ich tun kann. Wenn ich von vornherein davon ausgehe, dass mein Ziel unerreichbar ist, heißt das dann, dass ich es gar nicht erst versuche? Oder bleibe ich nicht lieber tatkräftig, um zu sehen, ob sich da nicht doch eine Veränderung erreichen lässt?
Mich frustriert die Diskussion, ob unser Engagement hier in Deutschland auf globaler Ebene überhaupt etwas bringt. Davon versuche ich mich zu distanzieren. Statt darüber zu diskutieren, was alles nicht passiert und nicht möglich ist, suche ich lieber das Gespräch mit Gleichgesinnten, die Visionen und Ziele haben. Dann fühle ich mich nicht so allein auf der Suche nach Lösungen. Meine Hoffnung ist, dass sich immer mehr Menschen wieder auf die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Einzelnen besinnen – denn wenn viele Einzelne gemeinsam handeln, können sie etwas Großes bewirken und nachhaltigen Impact schaffen.
Was wünscht du dir für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen gemeinnützigen Organisationen?
Philipp Hof: Der Schlüssel zu wirkungsvollem Engagement liegt im gemeinsamen Willen, etwas zu bewegen. Es braucht Strukturen, die es ermöglichen, dass viele kleine und mittelgroße Organisationen mit großen, vielfältigen Akteuren zusammenarbeiten können. In den USA gibt es beispielsweise den Ansatz des Collective Impact, der darauf abzielt, sozialen Wandel durch Kooperation zu realisieren. Dieser Ansatz beruht auf klaren Grundpfeilern für eine sinnvolle Zusammenarbeit, die sicherstellen, dass nicht jede Organisation das Rad neu erfinden muss. Ein zentraler Pfeiler ist dabei eine übergeordnete Organisation, die die Kommunikation zwischen den Akteuren koordiniert. Was wollen die verschiedenen Akteure, wer kann was tun, wie bekomme ich die Akteure zusammen, wie kommen Informationen von A nach B? Wie können wir unsere Kompetenzen sinnvoll miteinander verknüpfen? Der Informationsaustausch und die Verknüpfung von Kompetenzen sind essenziell für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Ich hoffe, dass wir noch viel von diesem kooperativen Ansatz lernen können, um unsere gemeinsamen Ziele besser zu erreichen.
Glaubst du, dass die nächste Generation mehr oder weniger engagiert sein wird?
Philipp Hof: Ich bin der Meinung, dass sich gesellschaftliches Engagement nicht am Alter festlegen lässt. Unter den jungen Menschen gibt es zahlreiche, für die es eine große Bedeutung hat, engagiert zu sein. Andererseits gibt es auch viele, für die dies nicht gilt. Und das lässt sich auch bei älteren Generationen beobachten.
Was wünscht du dir für die Zukunft des Haus des Stiftens?
Philipp Hof: Ich wünsche mir, dass unsere Organisation auf der Suche nach neuen Ansätzen und Lösungen bleibt – und nicht nur danach, wie wir wachsen oder skalieren können. Ich möchte, dass wir neugierig bleiben, offen für neue Ideen und bereit, diese gut umzusetzen.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Philipp Hof: Ich wünsche mir, dass sich noch viel mehr Menschen auf den Weg machen; Menschen, die sich fragen, was ihr Beitrag sein kann. Diese Menschen, die ein Thema gefunden haben und bereit sind, sich dafür einzusetzen, möchte ich begleiten. Gemeinsam diesen schwierigen, langen Weg gehen. Dass diese Engagierten auch irgendwann das Gefühl haben, dass ein Ergebnis sichtbar ist, dass ihr Einsatz etwas bewegt hat, dass sie etwas verändert haben. Ich möchte auch dazu beitragen, dass viel mehr Menschen über ihr Engagement sprechen. Zeigen, dass es die Anstrengung wert ist.
Foto: lovelyday12, stock.adobe.com
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